Reflexivität und Kreativität als personale Kompetenz

Forschungsschwerpunkte der ZU Friedrichshafen

Reflexivität beschreibt zunächst das Bewusstsein einer Personen oder von Kollektiven (z.B. Organisationen) von sich selbst, und das bedeutet v.a.: von sich als eingebettet in einen Kontext: sozial, historisch, kulturell, epistemisch, ideologisch. Damit auch ein Bewusstsein von der Kontingenz ihres Wissens, der Bedingtheit und Begrenztheit dieses Wissens; ferner ein Bewusstsein von der unvermeidlichen Differenz zwischen Intention und Nebenfolgen, zwischen intentionalem Handeln und dem systemisch-emergenten Resultat. Und schließlich eine daraus resultierende Haltung: eine „sokratische“ Distanz zum eigenen Wissen und den eigenen Überzeugungen, was ein Mindestmaß an Pluralismus gegenüber anderen „Bewusstseinsinhalten“ impliziert, eine Skepsis gegenüber letztgültigen Wissensansprüchen und best-practice-Ideen; eine Bereitschaft zu kritischer Selbstbeobachtung; ein Interesse an Fremdbeobachtung; und demgemäß auch eine gewisse Urteilszurückhaltung.

Anhand dieser Rahmung lassen sich so­dann Grade der Reflexivität sowohl von Akteuren als auch von Professionen, Praktiken und organisationalen Kulturen rekonstruieren. Gleiches gilt für die empirische Ermittlung deflexi­ver Orientierungen (vgl. Jain 2000), einschließlich der ursächlichen Bürde, mit am­bivalenten, „unsicheren“, sich ständig wandelnden Zuständen hoher Komplexität umzuge­hen.